Prof. Dr. med. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, zitierte in einem Coronavirus-Update, in Form eines NDR INFO Podcasts, die oben stehende alte Weisheit.
Was hat mich besonders beeindruckt:
- zunächst können wir als Controller vielleicht von Prof. Drosten in Bezug auf seine Motivation und Präsentation im Podcast lernen, insbesondere im Zusammenhang mit der Berichterstattung zu „brisanten“ Sachverhalten. Laut dem Podcast „Behind the scenes“ ist nach NRD-Mitarbeitern Prof. Drostens Motivation „Aufklärung“. Controller könnten das als ggfs. als „empfängerorientierte Transparenz“ bezeichnen. Denn nur wer als Entscheider oder Betroffener die Fakten verstanden hat, kann Entscheidungen in unsicheren Situationen mit etwas geringerer Unsicherheit treffen bzw. als Betroffener diese Entscheidungen besser verstehen. In seiner Präsentationsweise ist Prof. Drosten ruhig und sachlich, bleibt im Kompetenzbereich seines Wissens, weist auch auf Bereiche hin, zu denen er keine Aussage treffen kann und falls er dieses in seltenen Fällen doch einmal macht, bezieht er sich auf den gesunden Menschenverstand oder das „Bauchgefühl“. Aus meiner Sicht ein Vorbild in der Art und Weise der Präsentation, auch für Controller.
- Nach dem Controller-Leitbild der International Group of Controlling (IGC): „ Controller sorgen für die bewusste Beschäftigung mit der Zukunft und sorgen dadurch, Chancen wahrzunehmen und mit Risiken umzugehen“. Entsprechend der oben zitierten „Weisheit“ resultiert aus der Risikovermeidung oder -minderung für Controller (und andere Beteiligte) kein Ruhm. Vielleicht kann es aber, z.B. zur Selbstmotivation, sinnvoll sein, sich fallweise die verhinderten oder geringer eingetretenen Risiken zu notieren und zu bewerten.
Jetzt noch ein paar Gedanken von mir zu Krisen in vernetzen System:
- Krisen gibt es immer einmal wieder. So wurde 2006 aus Anlass der Vogelgrippe an dieser Stelle ein Beitrag „Vogelgrippe und Planung“ veröffentlicht. Im Moment fallen mir (als Controller) insbesondere die Abhängigkeiten und Probleme aus den Lieferketten auf, die sich insbesondere in mangelnder Verfügbarkeit von Schutzmasken, Medikamenten, Beatmungsgeräten etc. zeigen. Die Vernetzung und Taktung der Logistikketten nicht immer mehr zu. An dieser Stelle möchte ich in diesem Zusammenhang daher gerne Prof. Dr. Vester in Erinnerung bringen, dessen Publikationen ich in den 80er Jahren bewundert und „verschlungen“ habe, insbesondere die zum vernetzten Denken. Er war u.a. ein deutscher Biochemiker und. Systemforscher, auch einmal Gastredner auf dem Controller-Congress. Ich kann mich noch an eine seiner Aussagen besonders gut erinnern, dass stabile Systeme aus Sicht eines Systemforschers zur Aufrechterhaltung ihrer Stabilität immer puffernde Elemente benötigen. Möglicherweise müssen wir in vielen Aspekten noch einmal genau hinschauen, ob nicht auch kostenmäßige „Sub-Optima“ in Einzelbereichen, z.B. höhere Vorratsbestände bei Medikamenten oder mehr Eigenfertigung in Deutschland oder Europa, für das Ganze (im Krisenfall) eine bessere Lösung ergeben können.
- Bill Gates hat auf eine Pandemie-Gefahr in einem TED-Vortrag bereits 2015 hingewiesen. An dieser Stelle (wurde in Folge der Finanzkrise) 2010 auf die Studie „Global Risks 2007“ des World Economic Forums hingewiesen. In ihr wurde die Eintrittswahrscheinlichkeit einer globalen Krankheit auf 5-10% beziffert und mit einem weltwirtschaftlichen Schaden von 50 – 250 Milliarden US Dollars bewertet. Analysen, Szenarien und Experten zu drohenden Krisen gibt es wahrscheinlich zahlreich. Schweinegrippe, SARS, MERS, Zika und Ebola erzeugten in den letzten Jahren im medizinischen Bereich in Deutschland bereits Warnungen. Der Unterschied von COVID-19 zu diesen anderen Erregern: es hat es (leider!) bis zu uns geschafft, insbesondere durch reisende Menschen (beruflich oder privat). Immer wieder treffen uns Krisen mehr oder weniger vorbereitet, obwohl es im Nachhinein Vielen klar war, dass eine Krise bevorstand: dot.com-Blase, Finanzkrise, Immobilienkrise in den USA, Pandemie, … Hier sind wahrscheinlich Wissenschaftler (auch Psychologen und Soziologen) und Politiker gefragt, wie wir auf allen Ebenen (lokal, regional, national, global), möglichst im Konsens, „Vorsteuergrößen und ggfs. „Gegensteuerungsmaßnahmen“, z.B. „Puffer“, festlegen.
- Ein Zitat hat mir in den letzten Tagen besonders gut gefallen, das ich an Sie hier weitergeben möchte und auch für die Idee der „Puffer“ auf vielen Ebenen spricht: „Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer nackt schwimmt“; Warren Buffett. Deshalb halten Sie auch im privaten Bereich immer eine Ebbe für möglich, bilden entsprechende Puffer (z.B. den früher berühmten „Notgroschen)“, auch die nächste Krise wird (leider) wieder kommen und kommen Sie gut durch diese Zeit! Ein Rest-Risiko wird immer bleiben und das müssen wir gegebenenfalls tragen und bei Eintritt bearbeiten.